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Verzweifelter Mann: “Sonst muss ich den Hund erschießen”

Die Tierpflegerin staunte nicht schlecht, als am Freitagnachmittag ein Mann mit Braunauer KFZ-Kennzeichen mit seinem Hund vor dem Tierschutzhof PFOTENHILFE stand, den er sofort abgeben wollte. “Wenn ihr ihn nicht nehmt, muss ich ihn erschießen”, sagte er. Nachdem er über das Verbot der Tötung aufgeklärt wurde, stellte sich heraus, dass er diese Aussage nur in seiner Verzweiflung und Überforderung getätigt hatte. Er habe den Maltesermischling Benni von einem Bekannten bekommen, seiner krebskranken Mutter geschenkt und nach deren Tod zu sich in die Mietwohnung mitgenommen, wo er ihn aber nicht halten durfte.

“Wir konnten dem armen kleinen Benni die Aufnahme einfach nicht verweigern. Er ist eines von sehr vielen Opfern unüberlegter Tierhaltung. Er hat keinen Pass, ist weder gechippt noch geimpft, nicht kastriert, nicht stubenrein, ängstlich und verwahrlost. Da kommen jetzt hohe Kosten auf uns zu”, ärgert sich PFOTENHILFE-Chefin Johanna Stadler. “Viel Liebe kann die arme Seele in ihrem kurzen Leben jedenfalls noch nicht bekommen haben, da gibt es einiges nachzuholen.”

Zum heutigen Welthundetag appelliert die Tierschutzorganisation PFOTENHILFE an alle Menschen, die den Wunsch nach einem Hund oder anderen Haustier verspüren, sich dies wirklich gut zu überlegen. Ein Tier ist kein Spielzeug, das man ins Eck stellen oder wegwerfen kann, wenn man keine Lust mehr darauf hat. Es braucht viel Zeit, Geduld und Liebe und kostet vor allem viel Geld für Futter, Zubehör und Tierarzt – und in Zeiten extremer Teuerung noch viel mehr als je zuvor.

© PFOTENHILFE Lochen

“Ein Tier muss als vollwertiges Familienmitglied betrachtet werden. Nur wenn wirklich alle Bedenken ausgeräumt sind, der Hund nicht während der Arbeit alleine zu Hause bleiben muss und auch auf Urlaub mitfahren darf oder zumindest seine Betreuung gesichert ist, sollte man sich bei Tierschutzvereinen umsehen – und bitte möglichst nur dort”, so Stadler. “Denn gerade jetzt werden viele Tiere wegen der Teuerung abgegeben, während die Tierheime selbst sparen und schwere Zusatzbelastungen bewältigen müssen.”

Veröffentlicht am 10.Oktober 2022

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Bilanz zum Welttierschutztag: Tierquäler jubeln – Staat lässt Tiere weiter im Stich

“Tiere sind keine Sachen; sie werden durch besondere Gesetze geschützt”, so das Allgemeine bürgerliche Gesetzbuch im §285a. Klingt auf den ersten Blick gut, wenn da nicht noch folgender Satz stünde: “Die für Sachen geltenden Vorschriften sind auf Tiere nur insoweit anzuwenden, als keine abweichenden Regelungen bestehen.” Letzteres trifft leider in den meisten Fällen zu, wenn Tiere für den Profit herhalten müssen. Seit über 9 Jahren ist der Tierschutz auch als Staatsziel in der Verfassung festgeschrieben, wörtlich: “Die Republik Österreich (Bund, Länder und Gemeinden) bekennt sich zum Tierschutz.” In der Praxis hat dies jedoch beschämend geringe Auswirkungen. Unser Bundestierschutzgesetz ist aufgrund ausufernder Ausnahmeregelungen durch wirtschaftlichen Druck völlig zahnlos.

“Das Unrecht, das so genannten Nutztieren täglich widerfährt, schreit zum Himmel. Aber auch bei der Heimtierhaltung glaubt man, dass man sich in einem Entwicklungsland befindet. Die Bestimmungen zur Hundehaltung etwa sind völlig unzureichend”, prangert PFOTENHILFE-Sprecher Jürgen Stadler an. “Außer Kettenhaltung ist so gut wie alles erlaubt, was einem Hund das Leben zur Hölle macht.”

© PFOTENHILFE Lochen

Und selbst die Einhaltung dieser beschämenden Vorschriften wird nicht routinemäßig kontrolliert, da es keine Kontrollverordnung für private Tierhaltungen gibt. Für Betriebe sind nur 50-jährige Kontrollintervalle vorgesehen! Und so sind die Veterinärbehörden auf Anzeigen gesetzwidriger Haltungen durch das Umfeld angewiesen, was naturgemäß schwierig ist. “Denn wer zeigt schon gern seine Nachbarn, Bekannten oder Verwandten an. Das passiert meist erst, wenn es schon (fast) zu spät ist, die Zustände für die Tiere unerträglich sind und ein Wegschauen nicht mehr möglich ist – und selbst dann oft nur anonym”, so Stadler. “Dass wir überhaupt ein Gesetz brauchen, das die anderen Tiere vor uns Menschen schützt, ist schon ein Armutszeugnis. Aber wenn die Politik bei der Ethik versagt, müssen wir alle selbst Verantwortung für unsere Handlungen übernehmen, sonst passiert gar nichts. Deshalb appellieren wir an alle Menschen, die Augen offen zu halten und bei Verdacht zumindest bei uns nachzufragen, ob das Beobachtete legal ist.” Dies geht auch anonym über das Kontaktformular auf https://nimesh-private.com/. Ohne diese vielen Meldungen aufmerksamer Tierfreunde wären sehr viele Opfer von Haltungsmissständen bis hin zu schwerer Tierquälerei bis heute unentdeckt geblieben.

“Die Dunkelziffer muss allerdings riesig sein”, befürchtet Stadler, “denn bei den meisten Fällen würde man beim Vorbeifahren niemals vermuten, dass hinter den verschlossenen Türen Tiere leiden müssen. Die Tierschutzgesetzgebung hinkt dem Tierschutzbewusstsein in der Bevölkerung von Jahr zu Jahr immer weiter hinterher. Österreichs Bundestierschutzgesetz ist jetzt bald 18 Jahre alt und bedarf längst einer grundlegenden Überarbeitung. Und ohne einem dichten Kontrollnetz und abschreckenden Strafen wird es nicht funktionieren. Dazu braucht es aber eine ambitionierte Regierung, die bei tierquälerischen Haltungsformen nicht wegschaut oder Übergangsfristen von fast 20 Jahren(!) für Verbote einräumt, während denen sogar Neubauten weiterhin erlaubt sind.”

Veröffentlicht am 03. Oktober 2022